Lebenslauf eines Mythos

 

"Ein wahrer Internationalist ist derjenige, welcher fähig ist, Beklemmung zu fühlen, wenn ein Mensch in einem anderen Teil der Welt ermordet wird, und der begeistert ist, wenn in irgendeinem Teil der Welt die Fahne der Freiheit ausgepflanzt wird!"

 

 

 

Che Guevara wurde am 14. Juni 1928 in Rosario / Argentinien als erstes von fünf Kindern des Ehepaares Celia de la Serna (Jahrgang 1908 ) und Ernesto Guevara Lynch ( Jahrgang 1900 ) geboren. Sein eigentlicher Name war Ernesto Guevara Lynch de la Serna.          

Die Eltern liessen ihren Kindern alle nur möglichen Freiheiten und waren Antifaschisten. Sein Vater hatte Ingenieurwissenschaft studiert und war überzeugter Sozialist.

Die einzige Einkommensquelle der Familie waren die Erträge aus dem Mate - Anbau des Vaters, der nur im feuchtkalten Gebiet um Rosario möglich war.                                               

Am 2. Mai 1930 wurde beim kleinen Ernesto eine Atemwegserkrankung ( Asthma ) festgestellt ( was er sein ganzes Leben lang nicht mehr los wurde ), weshalb die Familie beschloss nach Alta Garcia in die trockenere Provinz Córdoba zu ziehen. Dort glänzte Ernesto trotz oder wegen seines Leidens als guter Sportler. Auch wird er in Schulzeugnissen von damals als kleiner Rebell dargestellt, was von den Eltern, besonders von der Mutter, sicher gerne gesehen wurde. 

In dieser Zeit gab es in Alta Garcia kein Gymnasium, weshalb der Vater gezwungen war den kleinen Tete ( wie Ernesto damals von allen genannt wurde ) auf die Collegio Nacional Dean Funes in Córdoba zu schicken.

Bereits mit achtzehn Jahren bestand Ernesto 1946 die Reifeprüfung und schrieb sich an der Universität Buenos Aires zuerst in Inguenierswissenschaften und später in Medizin ein. Bis Heute ist nicht geklärt, was letztendlich die Beweggründe für die Wahl seines Studienfaches waren. Wahrscheinlich ist, daß Ernesto seine eigene Krankheit erforschen und möglicherweise heilen wollte. Ein anderer Grund mochte das Krebsleiden der Mutter gewesen sein.

Er war ein sehr guter Schachspieler mit aggressiver Spielweise, d. h. er nahm gut vorbereitet auch Opfer in Kauf. Dieses erzählte der mehrfache argentinische Meister Najdorf.

Für Ernesto schienen ausgedehnte Reisen wichtiger zu sein als sein Studium. 1950 bekam er eine Stelle als Krankenpfleger bei der Handelsflotte, wobei er mehrere Reisen in verschiedene lateinamerikanische Länder machen konnte. 
Im gleichen Jahr befuhr er Argentinien mit dem Motorrad. In diesen Tramp-Jahren gewann Ernesto eine Wette, seine lange Unterhose könne vor Dreck allein stehen! Obwohl er auf seinen Spitznamen "El Chanco" (das Schwein) stolz war, balzte er erfolgreich um das schönste Mädchen seines Bekanntenkreises. 
Die größte seiner Reisen umfaßte insgesamt ca.3000 Kilometer. Während der anderthalb Jahre, in der er gereist ist, betätigte er sich mal als Tellerwäscher, mal als Gepäckträger und zuletzt auch als Lepraarzt an der renommierten Lepraforschungsstelle in San Pablo/Kolumbien. Nach der Rückkehr im Oktober 1952 wandte sich Ernesto seinem Studium zu und begann sich auf die Schlussexamen vorzubereiten. Nach seiner Promotion zum Dr.med. im März 1953 brach Ernesto zu seiner dritten, letzten und zugleich auch entscheidenden Wanderfahrt auf.
Auf dieser Reise, bei der Ernesto von seinem Freund Carlos Ferrer begleitet wurde, kam er zum ersten mal mit revolutionärer Realität in Berührung (so geschehen z.B. in Guatemala, wo er Raúl Castro traf). Es ist möglich, daß sich genau zu dieser Zeit Ernestos Wandlung zum revolutionären Kommunisten vollzog.
Im Juli 1955 fand die wohl wichtigste Begegnung in Che Guevaras Leben statt. Er traf im Haus einer Bekannten den cubanischen Rechtsanwalt und Oppositionellen Fidel Castro. Nach einem wohl interessanten und die ganze Nacht dauernden Gespräch entschied sich Che, am geplanten Cuba-Unternehmen teilzunehmen. Nun fehlte Che nur noch die erforderliche militärische Ausbildung, die er (und die anderen Guerrilleros) nun vom ehemaligen cubanischen Oberst Alberto Bayo erhielt. Die Truppe nahm Ernesto auf, da sie noch keinen Arzt hatten. Ernesto trainierte sehr hart und wurde körperlich und geistig zu einem der besten Guerilleros (der Ausbilder, ein Spanier, hatte schon im spanischen Bürgerkrieg gegen Franco gekämpft). Aus diesem Grund freundete er sich schnell mit Fidel Castro, dem Anführer, an. Dieser machte Ernesto dann auch zu einem der Führer, ihm gleichgestellt. 
Zu dieser Zeit erhielt er auch seinen Spitznamen "Che", nach einer argentinischen Redensart welche er häufig benutzte (Che = Kumpel!).

Einige Monate später, nämlich am 25. November 1956, verliess das Schiff mit dem namen "Granma" um zwei Uhr nachts mit 83 Männern, Waffen und Ausrüstung den mexicanischen Hafen Tuxpan. Allerdings schien das Unternehmen unter keinem guten Stern zu stehen, denn die überladene Yacht mußte, anders als geplant, den Westteil der Insel ansteuern und wurde dabei von einem Wachschiff entdeckt.

So begann eine Zeit, in der sich die Guerrilleros ohne Proviant (das sie bei der überstürtzten Landung verloren hatten) in der kargen Landschaft der Sierra Maestra durchschlagen mußte, wohl wissend, daß sie ständig von den Batista-Truppen gesucht werden. Bereits nach fünfzehn Tagen, am 17. Januar 1957, gelang es den Guerrilleros einen kleinen Militärposten in La Plata zu erobern. Obwohl diese Eroberung militärisch kaum von Bedeutung war, trug sie eine ganze Menge zur Motivation der Rebellen bei, und rief darüber hinaus die Aufmerksamkeit all derer wach, die an den Absichten und Möglichkeiten der Guerrilleros zweifelten.
Auf diesen Sieg folgten noch etliche andere, die zu einer immer stärker werdenden Demoralisierung der Batista-Soldaten führten. Eine Schar von knapp 80 Rebellen, die imstande war, einer von den USA ausgerüsteten und hochtechnisierten Armee über Monate hinweg die Stirn zu bieten, führte auch bei der Landbevölkerung zur verstärkten Solidarität mit den Guerrilleros.

Aufgrund dessen vergrösserte sich die Zahl der Rebellen von anfangs 83 auf etwa 150 am Ende der Gefechte. So gestärkt weitete sich der Einfluss der Guerrilleros auch auf Dörfer ausserhalb der Sierra Maestra. Ein Propagadsender wurde aufgebaut, ebenso eine Waffenschmiede und eine Druckerei für die spätere Zeitung "El Cuba Libre".
Unter solchen Bedingungen war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Rebellen den Sieg errungen hatten. Unter der Führung Ches wurden die letzten Kämpfe in Las Villas und Santa Clara am 31. Dezember 1958 ausgetragen. Auf dem triumphalen Einzug am nächsten Tag nahm die Welt zum ersten Mal Notiz vom Commandanten Che Guevara.
Dem politischen Erfolg Ches folgte sein privates. Ein halbes Jahr nach Ende der Kriegshandlungen heiratete er seine zweite Frau, die Cubanerin Aleida March de la Fore.

Darüber hinaus wurde Che am 9. Februar 1959 wegen seiner zahlreichen Verdienste im Kampf für Cuba zum "geborenen Cubaner" erklärt.

Nachdem er maßgeblich am Sieg der Rebellen beteiligt war, wurde er später Chef der kubanischen Staatsbank und 1961 Industrieminister von Kuba. Ché legte dies bezüglich Wert auf eine Anekdote, in der Fidel nach dem Sieg der Revolution für den Chef-Posten der Nationalbank nach einem Ökonomen ("economista") fragte. "Comunista", habe Ché wegen des Lärms verstanden und sich gemeldet: "Hier, ich!" 

Im Gegensatz zu Fidel Castro wusste Che genau wohin er das Land führen wollte - nämlich zum Sozialismus. Er war zum Beispiel massgeblich an der Gründung der Einheitspartei Cubas, der PCC (Cubanische Kommunistische Partei), beteiligt.

Cuba's Politik zielte zur dieser Zeit darauf ab, den USA zu beweisen, daß Cuba nun ein unabhängiger Staat war, der sich niemals wieder vom "Koloss des Nordens" bevormunden lassen würde. Dieser Politik mussten Che, Fidel und unzählige mutige Cubaner dann im April 1961 Taten folgen lassen, denn als eine Gruppe von Exilcubanern, unterstützt von der CIA, in der Schweinebucht (Playa Girón) landete und versuchte, eine Konterrevolutionären Focus und eine "befreite Zone" zu errichten. Die Cubaner siegten gegen das Unrechtmässige eingreifen der Yankees, Che und Fidel zeigten abermals dass sie legitime Führer der Revolution waren, die notfalls Seite an Seite mit ihren Soldaten gekämpft haben.

Wie bereits erwähnt, hatte Che in den Jahren 1959 bis 1965 mehrere wichtige politische Ämter inne. Sein wichtigster politischer Auftritt war jedoch die Rede auf der UNO-Vollversammlung am 11. Dezember 1964.

Als Che Anfang 1965 von einer Reise durch acht afrikanische Staaten zurückkehrte, trat er nach einem über vier Stunden gehenden Gespräch mit Castro aus (bis Heute) ungeklärten Gründen von allen seinen Ämtern zurück, verzichtete auf die cubanischen Staatsbürgerschaft und verschwand für mehrere Monate. Fidel Castro verlas am 3. Oktober einen Brief, in dem sich Che von Castro und dem cubanischen Volk verabschiedete. Dieser Brief wies einige Formulierungen auf, die Ches Natur widersprachen, so dass heute davon Ausgegangen wird, dass der komplette Wortlaut nicht von Che selbst stammt.

Er tauchte nach den Ereignissen des Frühlings zum ersten Mal im Juni 1965 im Kongo wieder auf, wo er den revolutionären Kampf organisierte und durchführte. Nach dem frühen scheitern der kongolesichen Revolution kehrte Che im März 1966 nach Cuba zurück, wo er bereits die Guerrilla in Bolivien vorbereitete, und traf dann am 3. November desselben Jahres in La Paz/Bolivien ein.
Sein Traum war, von hier aus die Revolution nach ganz Süd- und Mittelamerika zu tragen! 

Er war der unbestrittene Feind der kapitalistischen U.S.A.! 
Unvergessen sein Zitat: " Wir brauchen zwei, drei, viele Vietnams "

Mit der Unterstützung Castros hatte er 43 Guerrilleros um sich versammelt, teils Veteranen des Cuba-Kampfes, aber auch Neulinge wie die Ostdeutsche Tamara Bunke ("Tania"; die einzige Frau in der Gruppe). Im Basislager in Ñancahuazú wollte Che aus den Neulingen Soldaten machen. Es fehlte nur noch die Zusage der bolivianischen Kommunisten über ihre Unterstützung. Am 31. Dezember traf Che den Kommunistenführer Mario Monje in La Paz, das Ergebnis dieses Gespräches war jedoch mehr als enttäuschend. Da sich Che weigerte, unter dem Oberbefehl der kommunistischen Partei zu kämpfen, verweigerte diese ihre Teilnahme am Kampf und sogar jedwede Hilfe.
Dass die Truppe nun vollkommen auf sich gestellt war, machte den Guerrilleros anfangs nichts aus. Bereits am 23. März trafen sie, viel früher als geplant, zum ersten Mal auf Regierungstruppen. Das Gefecht verlief ohne grosse Verluste der Guerrilleros, allerdings wurde die Bolivianische Führung dadurch allzu schnell auf die Revolutionäre aufmerksam. Ausserdem ertranken zwei Guerrilleros, eine anderer, der Proviant besorgen sollte, verschwand mit 250 Tausend US-Dollar. Dies alles demoralisierte die Guerrilleros zusehends, die Truppenstärke schrumpfte bis zum Mai 1967 auf 24 Mann. Che selbst, der hohe Ansprüche an die Truppe stellte, bekam immer mehr Asthmaanfälle, und da er zu diesem Zeitpunkt keine Medikamente mehr besass, bedeutete ein Anfall z.B. bei Märschen eine Verzögerung von einem Tag.
Viele weitere Pannen und auch Pech führten schliesslich zum jähen Ende der Kampfhandlungen. Das letzte Gefecht, bei dem nur noch zehn Guerrilleros kämpften, fand am 7. und 8. Oktober 1967 in der Schlucht Quebrada del Yuro nahe der Stadt Higueras, statt. Wahrscheinlich wurde die Truppe von einem einem Bauern an die Militär-Patrouille verraten, die die Schlucht sofort hermetisch abriegelte. Nach einem nicht sehr langen Schusswechsel, bei dem Che verwundet wurde, wurde er, nachdem er seine Identität preisgab, gefangengenommen.
Noch in der selben Nacht wurde Che nach Higueras gebracht, in Schulgebäude eingesperrt und von Agenten der CIA verhört. Per Telegramm kam einige Stunden später der Befehl Che zu erschiessen.

Um die Mittagszeit des 9. Oktober 1967 wurde dann Ernesto Guevara de la Serna, genannt Che, auf US-amerikanischen Befehl von einem jungen bolivianischen Ranger namens Mario Téran, ermordet.

Sein Leichnam konnte nie exhumiert und obduziert werden, da ihn die bolivianischen Behörden an einem unbekannten Ort verscharrten, aus Angst, sein Grab könne zu einem Wallfahrtsort werden.

Erst Mitte 1997, dreissig Jahre nach seinem Tod, wurden die Gebeine unter der Startbahn des Flugplatzes in Vallegrande gefunden und am 8. Oktober feierlich in einem eigens für Che eingerichteten Mausoleum in Santa Clara beigesetzt.


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